In den 6oer Jahren fanden sich in Lemgo
Persönlichkeiten der Kirchlichen Bruderschaft Lippe mit Kommunisten und
jungen Sozialdemokraten aus dem ostwestfälischen Raum zusammen, um
zwingende Lehren aus der Geschichte
der NS-Diktatur zu ziehen und die Verbrechen der Wehrmacht in Stukenbrock
nicht vergessen zu lassen. Ihnen ging
es dabei nicht nur um ein stilles Totengedenken. An dieser Stätte des Todes
sollten vielmehr Menschen der verschiedensten Richtungen und Bekenntnisse
zusammengeführt werden, um ihren Willen und ihre Handlungsbereitschaft
gegen Krieg und Faschismus zu bekunden.
Das gemeinsame NIE WIEDER bildete
die Plattform für die Tätigkeit des damals gebildeten Arbeitskreises,
der seit
1970 den Namen Arbeitskreis BLUMEN FÜR STUKENBROCK führt und der als
gemeinnützige und besonders förderungswürdige Einrichtung
anerkannt
ist.
Veranstaltungen
Alljährlich bekennen sich seit 1967 dank
der Initiative des Arbeitskreises am ersten Sonnabend im September anläss-
lich des Antikriegstages, der an
den Überfall der deutschen Wehrmacht am
1. September 1939 auf Polen erinnert, Menschen unterschiedlicher Meinungen
zu einer Friedens- und Verständigungspolitik unseres Landes. Sie legen
Blumen und Kränze auf die Gräber als
Zeichen ihres Willens, nicht zu vergessen, was hier im Namen Deutschlands
geschah.
Sie geben damit der Mahnung am Ehrenmal auf dem Friedhof
"...und sorget Ihr, die Ihr noch im Leben
steht, dass Frieden bleibt, Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen
den Völkern<
eine unüberhörbare Stimme.
So wurde BLUMEN FÜR STUKENBROCK
durch seine über 3ojährige Tätigkeit zu
einem über die Grenzen unseres Landes
beachteten Begriff für Versöhnung, zu
einem Symbol der Friedensbereitschaft
vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Mehrere tausend Menschen bekundeten am
Antikriegstag 1970 an den Gräbern von
Stukenbrock ihre Forderungen
nach politischer Entspannung, nach
Anerkennung der Nachkriegsgrenzen
und normalen Beziehungen zu den
Staaten Osteuropas.
Unter dem Motto "Verständigung und
Versöhnung mit allen Völkern" stand
1972 eine große Solidaritätskundgebung
mit dem vietnamesischen Volk. Über
10.000 DM wurden damals für den
Wiederaufbau der durch US-Bomber
zerstörten Deiche durch die Besucher
gespendet.
Die Stukenbrocker Kundgebungen stellten
die Forderungen nach einer Nichtverjährbarkeit
von NS- und Kriegsverbrechen,
nach Aktivitäten gegen neonazistischen
Kräfte, nach Aufhebung
der Berufsverbote und nach Beendigung
des Wettrüstens zwischen Ost
und West in den Mittelpunkt ihrer Aussagen.
Auf den Kundgebungen 1983
und 1984 appellierten die Teilnehmer
an die Bundesregierung, auf keinen Fall
der Stationierung von Mittelstreckenraketen
des Typs Pershing II und Marschflugkörpern
zuzustimmen. Sie befürchteten, dass mit
diesen Raketen als "Waffen des ersten
Schlages" von Deutschland erneut ein
Krieg ausgehen könnte,
diesmal ein vernichtender Atomkrieg.
Auf Einladung des Arbeitskreises BLUMEN
FÜR STUKENBROCK nahmen alljährlich
Delegationen von Widerstandsorganisationen
aus verschiedenen
Ländern, darunter auch Überlebende
des Stalag 326, teil.
Im Juni 1989 nahm die inzwischen verstorbene
Ehefrau des damaligen sowjetischen
taatsoberhauptes, Raissa Gorbatschowa,
während ihres Besuchs auf
dem Soldatenfriedhof, zu dem sie der
Arbeitskreis eingeladen hatte, eine
"Erklärung des guten Willens" entgegen. In
ihr hatten durch ihre Unterschrift mehrere
tausend Menschen der Region bekundet,
dass sie mit den Völkern der
UdSSR nur im Frieden leben wollen.
Auch mit der großen politischen Wende
1989/1990 blieben die Anliegen des
Arbeitskreises aktuell. Der West-Ost-
Konflikt bestand zwar nicht mehr, aber
es taten sich neue Konfliktfelder auf, die
Einfluss auf das politische Klima nah-
men.
Auf den Veranstaltungen zum Antikriegstag
nach 1990 waren Hauptanliegen:
die Entschädigung für ehemalige
Gefangene, die als Zwangsarbeiter
Sklavenarbeit verrichten mussten, sowie
die unmittelbare Solidarität mit
ihnen. Und schließlich der Protest ge-
gen den NATO-Krieg gegen Jugoslawien.
Für die Teilnehmer der Veranstaltung
war es bestürzend, dass nun im Jahre
1999 erneut ein Krieg mit Beteiligung
deutscher Soldaten ausgelöst wurde.
Die Satzung
Aus der Satzung des "Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock"
(gemeinnütziger Verein seit Dezember 1984)
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2 AUFGABEN
Der Arbeitkreis hat folgende Aufgaben:
1) Pflege des Andenkens an
die während der Zeit von
1941-1945 in Stukenbrock/Kreis
Gütersloh im STALAG 326 (VI/K)
umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen und
Zwangsverschleppten aus mehreren europäischen Ländern.
Dazu gehören:
a) Die Herausgabe von Informationsmaterialien über
das Lager und den sowjetischen Soldatenfriedhof in
Schloß Holte-Stukenbrock.
b) Die Forschungsarbeit über
das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen
und Zwangsverschleppten in Ostwestfalen/Lippe.
c) Die Betreuung von Besuchergruppen des Friedhofs.
d) Die Durchführung von Mahn- und Gedenkveranstaltungen.
e) Die Pflege von Kontakten und ihre Ausweitung zu
anderen Gedenkstätteninitiativen.
2) Den Ehrenfriedhof Stukenbrock als eine
würdige Gedenkstätte den Überlebenden und
Nachkommenden zu erhalten.
3) Aufbauend auf die Mahnung von Stukenbrock
UND SORGET IHR, DIE IHR
NOCH IM LEBEN STEHT,
DASS FRIEDEN BLEIBT, FRIEDEN
ZWISCHEN DEN MENSCHEN,
FRIEDEN ZWISCHEN DEN
VÖLKERN
den Willen der Menschen nach Frieden,
Verständigung und Versöhnung mit allen Völkern
zum Ausruck zu bringen sowie Rassenhaß,
Nazismus und Intoleranz abzulehnen.
§ 3 PARTEIPOLITISCHE UNABHÄNGIGKEIT
Der Arbeitskreis arbeitet unabhängig von Parteien
und
anderen Organisationen.
Seine Tätigkeit wird ausschließlich von seinen Mit-
gliedern bestimmt.
Mitglieder
Mitglieder des Arbeitskreises sind u.a.:
Regina Blomenkamp, Lehrerin, Löhne; Walter Böhmer, Sozialarbeiter,
Detmold;
Jürgen Frodermann, Gewerkschafts
sekretär, Bielefeld; Urich Gausmann, Kaufmann, Paderborn; Elfriede Haug,
Journa
listin, Bielefeld; Werner Höner, Steuerfachgehilfe, Porta Westfalica;
Dr. Axel Horstmann, Minister, Herford; Hubert Kniesburges,
Maschinenbautechniker, Delbrück; Georgij Kholny, Regisseur, Moskau; Eike
Kühne, päd. Mitarbeiter, Detmold; Dr. Anatoli Popow, Botschaftsrat
i.R.
Moskau; Jochen Schwabedissen, Pfarrer i.R. Detmold; Carsten Seichter,
Historiker, Bielefeld; Kai Venohr, Student, Bielefeld; Udo Weitekemper,
Architekt, Schloß Holte- Stukenbrock; Wolfgang Wrobel, Kaufmann,
Schloß Holte-Stukenbrock.